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Preisträger des Hessischen Friedenspreises sprachen in der Pauluskirche über ihre Vergangenheit und Zukunftsvision

Preisträger Friedenpreis in Pauluskirche Preisträger Friedenpreis in Pauluskirche

Die diesjährigen Träger des Hessischen Friedenspreises 2013 zu Gast in der evangelischen Pauluskirche. Dort sprachen Imam Dr. Muhammad Ashafa und Pastor Dr. James Wuye aus Nigeria über

ihr Engagement für Frieden zwischen den Religionen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Hessischen Friedenspreises wurden zwei Personen gemeinsam ausgezeichnet. Damit geht der mit 25.000 Euro dotierte Preis an die Gründer des „Interfaith Mediation Centre“ aus Nigeria. Seite an Seite kamen die Preisträger in die evangelische Paulusgemeinde in der Mainzer Neustadt, wo sie von Pfarrerin Renate Ellmenreich herzlich begrüßt wurden, die ebenfalls einige Jahre in Afrika gelebt und als Missionarin gearbeitet hatte. Zu einem gemeinsamen Essen und anschließendem Gottesdienst mit rockigem Lobpreis hatte die „Kirche in Aktion“ um Gemeindediakonin Pia Schneider eingeladen. Unter den zahlreichen internationalen Gästen waren auch einige Flüchtlinge. Bei einer von Pastor Philipp Zimmermann moderierten Gesprächsrunde, bei der sein Vater Deutsch-Englisch übersetzte, berichteten die afrikanischen Friedenspreisträger von ihrem gemeinsamen Einsatz für Versöhnung und Nächstenliebe. Vor zwanzig Jahren hätten sie es sich überhaupt nicht vorstellen können, nah beieinander zu stehen und über Frieden zu sprechen, erklärten die beiden engagierten Männer. Einst waren sie erbitterte Gegner, die das verteidigen wollten, was ihnen wichtig und heilig war. Den Blick zurück richten sie jedoch nicht im Zorn, sondern in Dankbarkeit dafür, dass sie gemeinsam einiges auf den Weg bringen konnten. Zunächst sprachen sie dabei über die vielfältigen Ursachen dafür, weshalb sie, wie sie beschrieben, „Hass in ihren Herzen hatten“. So stammt Dr. Muhammad Ashafa aus einer muslimischen Familie, die schon seit der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert Widerstand gegen den westlich-christlichen Einfluss in Nigeria geleistet hatte. Dr. James Wuye hingegen war in einem Jugendverband aktiv, dessen Aufgabe es war, die christliche Minderheit vor muslimischen Einflüssen zu schützen. Während der Imam 1992 einer radikalen christliche Miliz. Zerstörung, Leid und Tod kamen in dieser Zeit vor allem über den Norden von Nigeria. Auch die beiden Männer hatten schmerzliche Verluste zu beklagen: Der Imam verlor zwei Vettern und einen Lehrer, James Wuye musste die rechte Hand amputiert werden, wofür er zunächst Rache fordern wollte. An wichtigen Wendepunkten ihres Lebens begegneten sie sich schließlich persönlich, fassten mehr und mehr Mut und gingen immer ein Stück weiter aufeinander zu. Durch ihre Initiative konnten sie es schaffen, den Kreislauf aus Gewalt und damit verbundenem Leid zu überwinden. Ihr Misstrauen wich schließlich so weit, dass gegenseitige Besuche in Moschee und Kirche oder zu Hause bei ihren Familien möglich wurden. Unverständnis dafür gab es zunächst noch in ihren eigenen Religionsgemeinschaften, die feindlich gesinnt waren und bestenfalls nichts miteinander zu tun haben wollten, wie die beiden Geistlichen beschrieben. Das Britische Konsulat bot schließlich einen Ort des Zusammentreffens. „Jugendliche hatten erst für alle Fälle Messer dabei, doch Gott war mit uns“, erzählte der Pastor mit spürbarer Erleichterung. „Man konnte endlich zusammenkommen, ohne dass es zur Katastrophe kam.“Geleitet von der inneren Überzeugung, dass man Konflikte zwischen den Religionen friedlich lösen kann und muss, vermittelten Ashafa und Wuye zwischen den Konfliktparteien und konnten sie Schritt für Schritt davon überzeugen, wie wichtig es ist, friedlich aufeinander zuzugehen. Ausgebildete Teams des von ihnen gegründeten interreligiösen Zentrums werden heute in Krisengebieten als Vermittler eingesetzt. Eine Friedenserklärung auf Initiative der Preisträger gilt als Modellbeispiel fürden religiösen Frieden in Nord-Nigeria. Zudem entwickelten sie ein Schulcurriculum, um weiter zum Religionsfrieden beizutragen. „Jemanden zu hassen ist wie selbst Gift zu trinken, dadurch kann man keine Veränderungen bewirken“, fand der Imam weise Worte. Man solle ein Lächeln in das Gesicht eines anderen bringen statt Tränen, lieber Gutes tun statt andere zu unterdrücken. Die Wurzel der Bitterkeit sollte gar nicht erst im Herzen wachsen, so der Pastor. „Stattdessen ist Nächstenliebe wichtig, damit wir Frieden haben können in der Welt“, gab Dr. James Wuye den Zuhörern mit auf den Weg. „Nur wenn wir einander vergeben, gibt es eine bessere Zukunft“, waren sich die beiden Friedenspreisträger sicher und beteten dafür, dass ihre Botschaft viele Herzen erreicht.

Quelle:

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