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Bislang unbekannte Population regulatorischer T-Zellen entdeckt

T-Zellen gelten als Dirigenten des Immunsystems. Sie erkennen eindringende Krankheitserreger durch deren Fremdproteine und orchestrieren eine angemessene Abwehrreaktion. Da dies in seltenen Fällen zu überschießenden Immunantworten führen kann, gibt es sogenannte regulatorische T-Zellen (Treg-Zellen), die genau solche übersteigerten Immunreaktionen verhindern. Eine bislang unbekannte Subpopulation regulatorischer T-Zellen haben Wissenschaftler des Forschungszentrums für Immuntherapie (FZI) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz um Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp entdeckt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass dieser Treg-Zell-Typ die Entstehung und Manifestation des allergischen Asthmas nicht verhindert, sondern eher begünstigt. Das legt für Prof. Bopp und seine Kollegen den Schluss nah: Das verstärkte Auftreten solcher Treg-Zellen ist ein einfach zu bestimmender diagnostischer „Marker“ für diese allergische Erkrankung. Ihre Entdeckung veröffentlichten Bopp und seine Kollegen in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Nature Immunology“.

Das menschliche Immunsystem erkennt potentiell gesundheitsschädigende Eindringlinge, neutralisiert diese zielgerichtet und entsorgt sie. In gesunden Menschen führt der Kontakt mit Allergie-auslösenden Stoffen über die Schleimhäute der Lunge zur Aktivierung sogenannter regulatorischer T-Zellen (Treg-Zellen). Diese Treg -Zellen sind in der Lage, aktiv die Entstehung einer Allergie zu verhindern.

Manchmal werden diese regulatorischen Mechanismen allerdings durchbrochen, so dass  Immunabwehrzellen harmlose Substanzen attackieren, die aus der Umwelt in den Körper gelangen. Es kommt zu allergischen Überreaktionen, die sich in Krankheitsbildern wie dem allergischen Asthma äußern. Asthma ist bei Kindern unter 15 Jahren in den westlichen Ländern die häufigste chronische Erkrankung. Mit der Entdeckung einer  bislang unbekannten Treg-Zell-Subpopulation ist Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp, Univ.-Prof. Dr. Edgar Schmitt und Dr. Alexander Ulges (alle Institut für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz) ein wichtiger Schritt bei der Aufklärung dieser Mechanismen gelungen: Die Wissenschaftler fanden über diese Treg-Zell-Typen heraus, dass sie entscheidend an der Entstehung und Manifestation des allergischen Asthmas beteiligt sind. Daraus schließen die Forscher, dass ein vermehrtes Auftreten dieser Treg-Zell-Population als früher diagnostischer Marker bei allergischen Erkrankungen dienen kann.

Konkret förderten Professor Bopp und sein Team in ihren Untersuchungen zutage, dass die von ihnen entdeckte Treg-Zell-Subpopulation das sogenannte “Immunglobulin-like transcript 3 (ILT3)“ bildet; ein Protein, dass sich auf der Zelloberfläche befindet. Es gelang ihnen ILT3 so zu manipulieren, dass sich die Hauptfunktion von Treg-Zellen – überschießende Immunreaktionen zu verhindern – vorübergehend abschalten lässt. „Dieser Befund ist von zentraler Bedeutung. Denn erstmalig konnte eine Subpopulation regulatorischer T-Zellen charakterisiert werden, deren Fähigkeit, immunologische Reaktionen zu unterdrücken, beeinflussbar ist“, bemerkt Professor Bopp. Darüber hinaus entdeckte das Team um Professor Bopp, dass die Bildung von ILT3 in Treg-Zellen durch die Proteinkinase CK2 geregelt wird. Proteinkinasen sind im Allgemeinen innerhalb einer Zelle an der Weiterleitung extrazellulärer Signale entscheidend beteiligt. „Wir wissen jetzt einerseits wie die neu entdeckte Treg-Zell-Subpopulation gebildet wird und andererseits wie sie sich manipulieren lassen könnte. Das hilft uns besser zu verstehen, wie allergisches Asthma entsteht und wie es sich früher diagnostizieren lässt“, sagt Professor Bopp.

Der Sprecher des FZI, Univ.-Prof. Dr. Hansjörg Schild, ist überzeugt: „Das Potential dieser Erkenntnisse ist nicht nur für die Behandlung von Allergien ausgesprochen vielversprechend. Vielmehr sind sie ein wichtiger Schlüssel für die Entwicklung innovativer Therapien gegen autoimmune und tumoröse Erkrankungen sowie chronische Infektionen“, und ergänzt: „Auf genau diese Forschungsfelder fokussieren wir uns im Forschungszentrum für Immuntherapie.“

 

Originalpublikation:Ulges, A. et al. Protein kinase CK2 enables regulatory T cells to suppress excessive TH2 responses in vivoNature Immunology (2015) doi:10.1038/ni.3083Published online 19 January 2015 

http://www.nature.com/ni/journal/vaop/ncurrent/full/ni.3083.html

 

Kontakt:Univ.-Prof. Dr. Tobias BoppInstitut für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz und Forschungszentrum für Immuntherapie der Johannes Gutenberg-Universität MainzLangenbeckstr. 155131 MainzTel.: 06131 17 6175E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

PressekontaktOliver Kreft, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,Telefon 06131  17-7424, Fax 06131  17-3496, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzDie Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Authors: Universitätsmedizin Mainz

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