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Handeln Sie überlegt, nicht übereilt!

Gerade für Kleinkinder bestehen erhöhte Vergiftungsgefahren im Haushalt. Medikamente, chemische Substanzen wie Spülmittel, Allzweckreiniger, Entkalker, Verdünnungsmittel und Tabakwaren sind nur einige der Gefahren die in den bunten und somit besonders ansprechenden Verpackungen lauern. Das Erkennen und Verhindern von Vergiftungsrisiken ist tägliche Aufgabe von Eltern, Tagesmüttern und Kindergärtnerinnen. Was aber tun, wenn es doch mal zu einem Unfall kommt und diese Substanzen unbeabsichtigt eingenommen werden? Das Giftinformationszentrum (GIZ) der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen an der Universitätsmedizin Mainz erhält jährlich allein über 11.000 Anfragen diese Altersgruppe und Thematik betreffend. Infos zu Sofortmaßnahmen, Aufklärung und Prävention gibt es an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag, unter der Nummer 06131-19240.

Im Gegensatz zu Erwachsenen vergiften sich Kinder in den allermeisten Fällen aus Neugier und Unwissenheit. Zahlreiche Stoffe können Vergiftungserscheinungen auslösen. Meist sind es jedoch Stoffe, die in allen Haushalten vorhanden und nicht immer sicher verwahrt sind. Gerade wenn Kinder anfangen zu laufen und auf Entdeckungstour durch Bad, Küche, Zimmer und Garten gehen, können sie die dort lauernden Gefahren noch nicht einschätzen. Sind Kinder in einem fremden Haushalt, können sie dort leichter Medikamente oder ähnliches finden als zuhause. So ist also besondere Achtsamkeit geboten, wenn ein Kind beispielsweise bei den Großeltern zu Besuch ist und dort auf ein Sammelsurium von Tabletten stoßen könnte. Daher gelten Vergiftungen sogar als typische Notfälle im Kleinkindalter. Hier ist die Verantwortung der Eltern gefordert, sie müssen durch vorbeugende Maßnahmen den Kontakt mit gefährlichen Produkten und giftigen Pflanzen, Pilzen und Tieren verhindern und das Kind frühzeitig auf mögliche Gefährdungen altersgerecht hinweisen. Da in den Sommermonaten häufig die bunten Beeren von Kleinkindern gegessen werden, empfiehlt der Leiter des Giftinformationszentrums Mainz, Dr. med. Andreas Stürer die Kinder dahingehend anzuleiten, alle „Früchte“ vor dem Essen erst mal zu waschen. So werden die Beeren in Hausnähe gebracht und Eltern haben Einfluss auf den Umgang mit den Naturgiften.

Plötzliches Unwohlsein, Erbrechen oder spontane Müdigkeit können erste Anzeichen sein, die auf eine unbemerkte aber auch auf eine bemerkte Vergiftung hinweisen. „Ein typischer Fall ist der eines zweijährigen Jungen“ berichtet Dr. Stürer: Er hatte die gerinnungshemenden Tabletten des Großvaters erwischt und möglicherweise eine Handvoll der „Bonbons“ gegessen. Die Oma war sehr geistesgegenwärtig und rief sofort das GIZ an und erzählte was passiert war. Dort telefonierte sie mit einem erfahrenen Toxikologen, der ihr riet nichts zu überstürzen und mit dem Enkel direkt in die nahegelegene Kinderklinik zu kommen. Dort bekam das Kind sofort Kohle und ein spezifisches Gegenmittel (oder Antidot) verabreicht, wodurch eine gefährliche Veränderung der Blutgerinnung verhindert werden konnte, der Junge beschwerdefrei blieb und nach zwei Tagen wieder entlassen werden konnte.

 

Dies ist nur eine der mehr als 12.000 Beratungen, die die Giftinfo Mainz jährlich bei möglichen Vergiftungen im Kindesalter gibt. Der Fall zeigt, dass die Experten sehr schnell und zielsicher mit allen möglichen Substanzen umgehen können. Eine mehr als 2,5 Millionen Informationssätze enthaltene Datenbank unterstützt natürlich dabei. Neben den Anfragen, die „medizinische Laien“ stellen, fragen häufig auch Ärzte, Apotheker, Not- und Rettungsdienste, aber auch Feuerwehr, Polizei und sogar Tiermediziner bei der Vergiftungszentrale nach, inwiefern Stoffe giftig sind und welche Maßnahmen eingeleitet werden sollten.

 

„Grundsätzlich gilt jedoch: Ruhe bewahren! Lebensgefährliche Vergiftungen im Kleinkindesalter sind sehr selten. Viele der früher durchgeführten belastenden Maßnahmen sind aufgrund des heutigen Wissensstandes nicht notwendig und stellen gegebenenfalls sogar eine Gefahr für das Kind dar. Als Therapie reicht bei Vergiftungen meist die Gabe von Flüssigkeit, oder eines Entschäumungsmittels. Eine andere Maßnahme, wie beispielsweise die Gabe von medizinischer Kohle, kann bei einer Art der Vergiftung (z.B. Schlafmittel) sinnvoll sein, bei einer anderen Vergiftungsart (z.B. Haarwaschmittel oder Lampenöl) aber nachteilig oder sogar schädlich. Es gibt also einige Ausnahmen. Handeln Sie also überlegt und nicht übereilt“, rät der Leiter der Giftinfo Mainz, Dr. Andreas Stürer abschließend.

 

Das Giftinformationszentrum (GIZ) an der Universitätsmedizin Mainz bietet unter der Nummer 06131 19240 rund um die Uhr kostenlose, professionelle und ärztliche Beratung bei Vergiftungen aller Art. Das interdisziplinäre Beratungsteam besteht aus internistisch- und intensivmedizinisch erfahrenen Ärzten, klinischen Toxikologen und wird durch Chemiker, Biologen und Pharmazeuten ergänzt. Es ist eines von neun bundesdeutschen Zentren und ist primär zuständig für die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen. Eine Besonderheit des GIZ Mainz stellt jedoch die logistische Angliederung an die internistische Intensivstation dar. Über die Beratungen hinaus können Patienten mit schweren oder komplexen Vergiftungen direkt durch das ärztliche Personal des GIZ mitbehandelt und betreut werden.

So sind im Jahr 2013 allein über 30.000 Beratungen und Behandlungen in Mainz erfolgt.

 

 

Kontakt und Informationen

Dr. med. Andreas Stürer

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Giftinformationszentrum der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen

Telefon: 06131  17-6167

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!   Internet: www.giftinfo.uni-mainz.de

 

 

 

Authors: Universitätsmedizin Mainz

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