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Johannes Gutenberg-Universität Mainz startet DFG-Graduiertenkolleg zu Grenzerfahrungen menschlichen Lebens

Wie führen die durch die Biomedizin erschlossenen neuen Möglichkeiten des menschlichen Lebens zu Grenzerfahrungen? Wie fühlen sich beispielsweise Menschen, die ihr Dasein der Reproduktionsmedizin zu verdanken haben? Diesen und anderen Fragen widmen sich 12 Doktorandinnen und Doktoranden der Universitätsmedizin und anderer Fachbereiche der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) in den neuem Graduiertenkolleg „Life Sciences, Life Writing: Grenzerfahrungen menschlichen Lebens zwischen biomedizinischer Erklärung und lebensweltlicher Erfahrung“. Ziel des Forschungs- und Ausbildungsprogramms ist es, den naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich mit dem geisteswissenschaftlichen zu verbinden und gemeinsame methodische Zugänge zu menschlichen Grenzerfahrungen an den Schnittstellen von Medizin, Individuum und Gesellschaft zu entwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Graduiertenkolleg für zunächst viereinhalb Jahre mit knapp zwei Millionen Euro.

Das im April gestartete Graduiertenkolleg „Life Sciences, Life Writing“ konzentriert sich auf körperliche Grenzerfahrungen: Beispielsweise Essstörungen, Fähigkeiten zur sozialen Teilhabe bei posttraumatischen Belastungsstörungen oder die lebenslangen Auswirkungen einer Frühgeburt. Die beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen wollen in dem gemeinsamen Forschungsprojekt ihre perspektivischen Grenzen überwinden und alternative Blickweisen auf den Menschen gewinnen.

„Es gilt zum einen, den naturwissenschaftlich-medizinischen Forschungsblick auf Grenzerfahrungen menschlichen Lebens um jenen der Geistes- und Kulturwissenschaften zu erweitern: die Dimension der lebensweltlichen Erfahrung. Zum anderen müssen sich die Geistes- und Kulturwissenschaftler, wie beispielsweise Amerikanisten, den Erkenntnissen der Medizin oder der Naturwissenschaften öffnen. Denn sonst ist die Forschungsfrage, was es heißt zu leben, nicht mehr zeitgemäß zu beantworten“, erläutert die Sprecherin des Graduiertenkollegs, Univ.-Prof. Dr. Mita Banerjee, aus dem Forschungs- und Lehrbereich Amerikanistik der JGU. Narrative Lebensberichte aller Art - von Autobiografien über Tagebücher bis hin zu Blogs und anderen in den unterschiedlichsten Medien veröffentlichten Selbstzeugnissen -  reichen als Forschungsquellen nicht mehr aus.

„Die Möglichkeiten des Lebens sind durch die Errungenschaften der modernen Medizin und im Speziellen der Biomedizin einschneidend erweitert worden. Die medizinische Praxis ist weitaus fortgeschrittener, als sich das mancher Geisteswissenschaftler vorstellen kann. Für den Erkenntnisgewinn ist es daher wichtig, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen“, so Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz und ebenfalls Sprecher des neuen Kollegs.

Am neuen Graduiertenkolleg sind neben dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und dem Forschungs- und Lehrbereich Amerikanistik die Studienfächer Kulturanthropologie, Pharmazeutische Biologie, Molekularbiologie, Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie das Institut für Molekulare Biologie (IMB) beteiligt. Sie stellen die Betreuer für die Doktorandinnen und Doktoranden, die sich auf die Suche nach interdisziplinären Lösungswegen begeben.

„Dieses Graduiertenkolleg ist allein schon aufgrund seiner ausgeprägten Interdisziplinarität ein zukunftsweisendes Projekt. Es überbrückt traditionelle Grenzen und schafft eine noch seltene Verbindung zwischen der Universitätsmedizin und den Geisteswissenschaften“, so der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch.

Der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, lobt die gute Vorarbeit der Projektverantwortlichen: „Sie wissen viel von der Disziplin des jeweils anderen, von den Methoden, von der Fächerlogik, und sie haben das Kolleg über Fächergrenzen hinweg dialogisch angelegt. Davon wird der wissenschaftliche Nachwuchs ungemein profitieren.“

 

Weitere Informationen unter www.unimedizin-mainz.de/medhist/graduiertenkolleg

 

Pressekontakt Barbara Reinke, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,Telefon 06131  17-7428, Fax 06131  17-3496, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Über die Lebenswissenschaften Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Lebenswissenschaften zentral für unser Verständnis von der Welt und dafür, was es bedeutet, Mensch zu sein. Die Einbettung des Menschen in einen soziokulturellen Kontext einerseits und in eine Sphäre der Materialität andererseits hat historisch die Differenzierung der Wissenschaften in Natur- und Geisteswissenschaften, später die Lebenswissenschaften, Sozial- und Kulturwissenschaften beflügelt. In der Biomedizin, die mit wissenschaftlichen Methoden das menschliche Leben erklärt und erhält, hat sich aus der Suche nach rationalen Begründungen für Entscheiden und Handeln ein deutlicher Fokus auf naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle als dominante Perspektive auf den Menschen als Organismus ergeben. Im Kontrast dazu haben sich die Geistes- und Kulturwissenschaften ebenfalls seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkt mit der Rolle des Individuums und seiner vielfältigen Zugänge zur Welt befasst.

 

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz  Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

 

 

Authors: Universitätsmedizin Mainz

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