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Mainzer Wissenschaftler finden neuen Ansatz zur Therapie von Alzheimer

Schuppenflechtemedikament möglicherweise zur Behandlung von Alzheimererkrankung geeignet

18.11.2014

Weltweit leiden geschätzt 35 Millionen Menschen derzeit an Demenz. Bis zum Jahr 2050 ist mit 135 Millionen Patienten weltweit zu rechnen. Die Erkrankung zählt bereits heute zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im höheren Lebensalter, weshalb Experten zukünftig mit einer steigenden Anzahl von Betroffenen rechnen. Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben nun neue Erkenntnisse zur Behandlung von Patienten mit der heute häufigsten Demenzform Alzheimer-Demenz gewonnen. Ein eigentlich für die Behandlung der Hautkrankheit Schuppenflechte zugelassenes Arzneimittel führt im Gehirn von Alzheimerpatienten zu einer verstärkten Aktivität des Enzyms ADAM10. Es gibt gute Belege aus der Grundlagenforschung, dass dieses Enzym in der Lage ist, einen schädigenden Mechanismus der Alzheimererkrankung im Gehirn zu blockieren und die Lern- und Gedächtnisleistung zu verbessern. Die Studienergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht.

Laut Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. leben in Deutschland derzeit rund 1,5 Millionen Demenzkranke. Davon leiden etwa 1 bis 1,2 Millionen Menschen an einer Alzheimer-Demenz, kurz Alzheimer. Zur Behandlung von Alzheimer stehen der Medizin heute lediglich symptomatische Therapien zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf und die fortschreitende Pflegebedürftigkeit hinauszögern. Eine zur Heilung führende Therapie ist derzeit noch nicht verfügbar. Die Alzheimer-Demenz stellt daher eine der großen Herausforderungen für die moderne Medizin und damit ein wichtiges Forschungsfeld dar.

Es ist noch umstritten, was die häufigste, die spät einsetzende Alzheimer-Demenz, auslöst. Als gesicherte Erkenntnis gilt aber, dass die Aktivität bestimmter Sekretasen dabei eine Rolle spielt. Diese Enzyme spalten Eiweiße auf Zelloberflächen und führen zur Freisetzung der Spaltprodukte. Im Krankheitsfall kommt es zu einer vermehrten Spaltung des Amyloid-Vorläuferproteins durch die beta-Sekretase, wobei Amyloid-beta Peptide entstehen. Diese Peptide lagern sich zusammen, schädigen Nervenzellen und bilden den Hauptbestandteil der sogenannten Alzheimer-Plaques im Gehirn. Die alpha-Sekretase ADAM10 ist ein Gegenspieler der beta-Sekretase. Sie spaltet das Amyloid-Vorläuferprotein so, dass die Entstehung von Amyloid-beta Peptiden verhindert und gleichzeitig ein Nervenzellen schützender Wachstumsfaktor freigesetzt wird, das APPs-alpha.

Die Grundlagenforscher Dr. Kristina Endres und Prof. Dr. Dr. h.c. Falk Fahrenholz von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben aufbauend auf dieser Erkenntnis nun einen neuen Ansatz zur Therapie der Alzheimererkrankung gefunden. In Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb und Univ.-Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, ebenfalls von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie in Kooperation mit Prof. Dr. Stefan Teipel und seinem Team vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) in Rostock haben die Wissenschaftler an einer Gruppe von Alzheimerpatienten nachgewiesen, dass sich bei einer oralen Gabe eines Schuppenflechtemedikaments die Menge an APPs-alpha in der Rückenmarksflüssigkeit von Alzheimerpatienten erhöht. Dies ist ein starker Indikator für eine Aktivitätssteigerung der alpha-Sekretase ADAM10, die wiederum die Ablagerung von Alzheimer-Plaques vermindert. Im Tiermodell der Alzheimererkrankung hat sich zudem gezeigt, dass ADAM10 die Lern- und Gedächtnisleistung verbessert. Das Medikament wurde von den Patienten gut vertragen. Um den Einfluss der getesteten Substanz auf die geistige Leistungsfähigkeit bei Patienten weiter zu untersuchen und zu prüfen, ob es langfristig als Alzheimertherapeutikum eingesetzt werden kann, sind größere klinische Studien mit längerer Behandlungsdauer erforderlich.

Authors: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Lesen Sie mehr http://www.uni-mainz.de/presse/63059.php

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